Ich halte die Frage grundsätzlich für sehr überlegt und wundere mich immer über das unsensible Vorgehen beim Abschmieren.. Vor nicht all zu langer Zeit gab es in der Oldtimer-Markt einen Bericht dazu, wo ich einfach nur
konnte!
Möchte behaupten, dass heutzutage mehr durch zuviel Abschmieren zerstört wird als durch zu wenig. Denn viel hilft hier ggf. gar nicht viel!
Darum hier mal ein paar Basic zum richtigen Abschmieren:
Grundregel 1: Man sollte im Einzelnen wissen, WAS man abschmiert!
Denn das WAS bestimmt das WIE!
Beispiele:
a) Buchsengleitlager, wie z.B. Achsschenkelbolzen: Hier kann man wenig kaputt machen. Solange Pumpen, bis das Fett an einer Seite wieder rauskommt. Hier kann man auch gefühllose Druckluftfettpressen einsetzen. Ich rate allerdings grundsätzlich von solchen Pressen ab! Es ist auch Unsinn, dass man solange pumpen sollte, bis das frische Fett rauskommt. In manchen Gleitlagern gibt es Fettreservoire. Es macht keinen Sinn stets die gesamte Packung auszutauschen. Fett verbraucht sich nicht so wie Öl. Also aufhören, wenn man sieht, dass Fett wieder rauskommt.
b) Rollen-/Kugellager, abgedichtet durch Simmerringe: Hier sollte man schon etwas Gefühl beweisen! Man sollte wissen, wie die Simmerringe gerichtet sind. Sind sie nach innen gerichtet, erhöhst du durch das Einpressen von Fett innen den Druck und presst die Lippe ganz fest an die Welle. Das kann zu erhöhtem Verschleiß des Simmerings führen. Erhöhst du den Druck noch mehr, drückst du ggf. den Simmering aus seinem Bett!
Um solches zu verhindern ist meist wenigstens ein Simmering nach außen gerichtet, an dem der Druck und das überschüssige Fett entweichen kann. Aber vorsichtig, der Druck kann hier nur langsam entweichen. Wer vorsichtig ist, kann mit der Fettpresse erfühlen, wann das Lager voll ist. Dann nämlich ist der Widerstand etwas höher, presst man weiter, kommt das Fett am "offenen" Simmering raus. Spätestens jetzt sollte man aufhören.
c) Nadellager (Kreuzgelenke): Diese sind i.d.R. mit einer Gummilippe abgedichtet. Und in so ein Nadellager passt auch nur relativ wenig Fett hinein. Wer hier pumpt, bis das Fett rauskommt, hat die Gummilippe umgekrempelt und meist dabei zerstört. Nun kann Fett raus und Feuchtigkeit rein, wodurch der Verschleiß erheblich gefördert wird. Wer hier einmal überschmiert hat, hätte besser dran getan überhaupt nicht abgeschmiert zu haben! Bitte, bei Kreuzgelenken ganz sensibel abschmieren! Sobald leichter Widerstand zu spüren ist, sofort aufhören!
d) Verzahnte Schiebestücke: Hier kann man wieder wenig falsch machen, weil hier gibt es i.d.R. keine Dichtungen. Lediglich sollte man sich Gedanken darüber machen, dass Fett am Ende der Schubstange beim Einschieben im Hohlraum der Welle zusammengepresst wird. Der Druck beim Einschieben entweicht theoretisch entlang der Verzahnung, wodurch diese nachgefettet wird. Ist der Hohlraum am Ende der eingesteckten Welle und Zahnrohr allerdings vollständig mit Fett gefüllt, ist ein Einschieben nur mit sehr hohem Kraftaufwand möglich, da große Mengen an Fett verdrängt werden müssen. Daher empfehle ich an diesen Wellen lediglich max. 2 Hübe. Mehr wird beim nächsten vollständigen Einschieben eh wieder rausgepresst, aber beim plötzlichen Einfedern, kann der enorme Widerstand einen hohen mechanischen Druck auf andere Bauteile wie. z.B. Kreuzgelenke ausüben und diese ggf. beschädigen.
e) Kugelgelenke: Diese haben Gummistaubkappen. Solange diese optisch gefüllt aussehen: kein Abschmieren nötig! Wenn man abschmiert die Staubkappe beobachten und nicht erst aufhören, wenn sie kurz vorm Platzen ist!
Grundregel 2: WANN abschmieren.
Ich sag immer: wenn es nötig ist. Das ist sehr unterschiedlich! Bei meinen Oldies hab ich Stellen, wo ich relativ oft schmiere und woanders so gut wie nie. Im Grunde ist es so, dass offene Systeme öfter abgeschmiert werden sollten, wie solche Stellen, die Dichtungen haben. Kreuzgelenke schmiere ich nur äußerst selten.
Auch Drehzahlen und Temperaturen spielen eine Rolle. Je schneller etwas dreht, desto mehr Fett wird verbraucht bzw. gelangt ins Freie und muss nachgefügt werden.
Grundregel 3: Welches Fett!
Nicht jedes Fett eignet sich für jede Schmierstelle! Früher hat man alles mit Molykote geschmiert. Molykote ist allerdings leicht wasserlöslich und zu weich. In Schiebestücken ist es regelrechtes Gift, da der Graphit ständig zusammengepresst wird und sich verdichtet. Am Ende ist es wie ein Stein im oben beschriebenen Hohlraum und die Welle läßt sich nicht mehr einschieben. Ich verwende Molykote nur noch bei Kugelgelenken und Gleichlaufgelenken. Hier ist Molykote unverzichtbar wegen dem erforderlichen Graphitanteil. Für Gleit- und Kugellager verwende ich Autol Top 2000, welches eine wesentlich längere Standzeit hat und sich die Abschmierintervalle erheblich verlängern!
Grundregel 4: Welche Presse?
Habe oben schon zu bedenken gegeben, dass die Druckluftpresse kein Gefühl vermittelt. Ich rate deutlich davon ab!
Kleine Einhandpressen haben mir ein zu kleines Reservoir. Haben aber den Vorteil mit zwei Händen arbeiten zu können.
Ich arbeite mit einer Zweihandpresse. Das Laden geht sauber per Katusche und sie vermittelt ein gutes Gefühl über den erzeugten Druck.
Natürlich ist diese Liste nicht vollständig und ich habe sicherlich einiges noch vergessen, aber ich will hier auch kein Buch über dieses Thema schreiben. Nur die Ansicht "immer mal rin mit dem Zeug, kann schon nicht verkehrt sein!" ist m.M. etwas kurz gedacht!