Polen, Pommern, Indian-Summer-Tour

Diskutiere Polen, Pommern, Indian-Summer-Tour im Reisen und Touren Forum im Bereich Allgemeines; Moin, nachdem ich im Vorjahr bereits einen kleinen Erfahrungsbericht über eine Tour nach Litauen mit Outdoor-Offroad berichtet habe, schreibe ich...
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seesternschnuppe1

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Moin,

nachdem ich im Vorjahr bereits einen kleinen Erfahrungsbericht über eine Tour nach Litauen mit Outdoor-Offroad berichtet habe, schreibe ich nachfolgend über eine Kurzreise mit dem besagten Veranstalter nach Polen, genauer nach Pommern. Die Tour war aufgrund der Jahreszeit als „Indian-Summer“-Reise deklariert. Sie begann am 23.09.10 und endete am 26.09.10.

Ein Urlaub außerhalb der üblichen Hauptreisezeit hat für mich den Reiz, dass man sich als nahezu „alleinreisend“ bezeichnen kann und beim Entfliehen aus dem Alltag, den Abend nicht an überfüllten Camping- bzw. Biwak-Plätzen verbringen muss. Dieser Charme, bei dem weder Jugendliche mit netten Techno-Sounds aus überlasteten Lautsprechern des Autoradios eines tiefer gelegten VW-Golfs rumdröhnen oder das Dauergeplärre von sich in den Haaren liegenden Kindern bzw. ihrer verfeindeten Campingplatzparzelleneltern an mein Ohr gerät, hat für mich etwas extrem Erholsames. Mich mit einem Campingstuhl an den Saum eines friedlichen Sees in Polen zu setzen, an welchem Ruhe in Reinstform herrscht, hat für mich persönlich einen riesigen Erholungswert und den erhoffte ich bei der „Indian-Summer“-Tour zu finden. Es ging mir also nicht darum, mich hardcoremäßig irgendwo in halstiefen Schlammlöchern festzufahren und mein Material so zu beanspruchen, dass der Heimweg fraglich gewesen wäre.

Der Starttag am 23.09.10 war kalendarisch verbunden mit dem Herbstanfang. Mein Weg führte mich aus Nordfriesland über Hamburg. Hier traf ich mich mit einem Defenderfahrer, der mir von der Vorjahrestour bekannt war, bevor wir uns auf den Weg zum vereinbarten Treffunkt am Rastplatz Hellener-Bergen in der Nähe von Frankfurt/Oder machten. Die Reisegruppe umfasste incl. der Reiseleitung sechs Fahrzeuge; einen Discovery, einen 110´er Defender, einen Toyota FJ Cruiser, einen Mitsubishi Pinin, einen Jeep Cherokee und meinen ZJ.

Wir begaben uns in die kleine Stadt Lagow und peilten für die erste Übernachtung einen „Campingplatz“ an. Ich setze dieses Wort bewusst in Anführungszeichen, weil der Platz lediglich Raum für knapp sieben Fahrzeuge zuzüglich einem Wohnwagengespann + einem Zelt ließ. Ich würde tippen, dass dieser Platz früher als Nutzgarten des Eigentümers verwendet wurde, bevor er erkannte, dass man von Campingübernachtungen besser leben kann, als von eigenhändig angebauten Kartoffeln. Die Sanitärräume waren in einem Anbau, vermutlich einem ehemaligem Stall angeordnet. Es gab für die „Jungs“ ein WC, einen Waschraum mit zwei Waschbecken und kaltem Wasser sowie eine Dusche. Wer Strom an seinem Stellplatz brauchte, konnte es dazubuchen. Dieser Platz „Micharta“ war ebenso wie die Sanitäranlagen sehr sauber (man trennte sogar den Müll) und hatte eine im Ort sehr zentrale Lage (N 52°19´57“ E 15°17´41“).

Der Fußweg zu einer Burg aus dem 13. Jahrhundert betrug knappe 5 Minuten.



Die Burg wirkt von außen eher unscheinbar und ich hätte dort im Normalfall keinen Fuß ins Innere gesetzt. Dem Veranstalter, mit mehr als 20 jähriger Polenerfahrung, war die Gesteinsanhäufung jedoch als Geheimtip bekannt. Sie erwies sich in der Tat als überaus urig.





Im Inneren der Burg befand sich ein großer Innenhof, dessen Wände großflächig mit Efeu berankt waren. Der freie Himmelsblick wurde durch ein riesiges Glasdach verwehrt, was den Zweck hatte, hungrige Gäste lecker beköstigen und vor Regen schützen zu können. Wir tafelten dort für kleines Geld sehr fürstlich und nutzten diesen Abend zum Plaudern. Die Burg fungiert auch als Hotel. Wer eine Übernachtung mit seiner Liebsten plant, ist bei deren Begeisterung dort sicherlich gut aufgehoben.

Das Wetter am diesem ersten Reisetag war durchweg sonnig und warm, meine Tageskilometerleistung lag bei 533 km incl. Anreise.

Reisetag 2. Die Witterung war erneut sonnig, gefahrene km an diesem Tag = 229.
Wir besichtigten auf Wunsch der Teilnehmer einen Bunker am Ostwall (N 52°22´18“ E 15°30´26“).






Aufgrund dieses unplanmäßigen Teilnehmerwunsches waren wir gezwungen, uns an eine polnischsprachige Bunkerführung einer anderen Gruppe dranzuhängen. Unsere Reiseleitung hatte jedoch ausreichende Informationen in unserer Muttersprache für uns. Was mich außer der Tatsache, dass die Errichtung der weit verzweigten Bunkeranlagen für die damalige Zeit eine beeindruckende Errichter-Leistung gewesen ist, beeindruckt hat, war, dass trotz der Anordnung zig Meter unterhalb der Erdoberfläche sämtliche Gänge trocken und die geschütteten Betonwände pottendicht waren. Wer Angst vor Fledermäusen hat, sollte die mehrere Kilometer lange unterirdische Bunkeranlage übrigens nicht besuchen, denn den kleinen befellten Freunden begegnet man gelegentlich, wenn sie an den Innenwänden „kleben“ oder einem freudig entgegenfliegen, bevor sie Dank ihres Ultraschallsystems vor dem Berühren des Haupthaares die Kurve kriegen. Man zieht auch beim dritten Frontalanflug noch unweigerlich den Kopf ein, obwohl die Burschen regelmäßig abbiegen und galant ausweichen.

Im Anschluss an die Führung ging es weiter und nach dem Halt an einem Imbiss, dessen einziges Qualitätsprodukt leckeres Schaschlik war, durchquerten wir schier endlose Wälder in der pommerschen Landschaft.

Wir ließen den Tag an einem Biwakplatz (N 53°08´43“ E 15°52´27“) beim Grillen und am Lagerfeuer ausklingen. Der Biwakplatz wird, da er an zwei kleineren Flüssen liegt sowohl Paddler als auch Menschen, die sich mit einer Wathose bekleidet dem Fliegenfischen widmen möchten, ein nachhaltiges Lächeln auf die Lippen zaubern. Außerdem verfügte er über ein umfangreiches Kontingent an Feuerholz sowie Plumpsklos und Schwengelpumpen.



Der Platz wurde übrigens am späten Abend nochmal von einem „Aufpasser“ der örtlichen Behörden angefahren, der augenscheinlich nach dem Rechten schaute.

Reisetag 3. Witterung sonnig, gefahrene km an diesem Tag = 91 km.
Wer die Natur liebt und Ausfahrten durch waldige Landschaften mit einer Vielzahl von Schlaglöchern auf den Waldwegen mochte, der kam auch an diesem Tag voll auf seine Kosten.

In einem Schlammloch ließ sich der mitreisende Defender versenken, der als einziges Fahrzeug über eine Winde verfügte und sich damit aus dem Schlubber rettete. Andere Teilnehmer scheuten davor diese Aktion mit ihren Fahrzeugen nachzuahmen. Stattdessen konnte, wer es denn wollte, einen minderschwierigen Weg durchs Unterholz befahren. Hierbei gab es keinerlei „Gruppenzwang“ und niemand war gezwungen sich oder sein Fahrzeug zu überfordern. In diesem Zusammmenhang ist überaus angenehm, dass Outdoor-Offroad stets auf die Wünsche der Teilnehmer (Pausen/Pausenzeiten, Streckenwünsche mit Wald etc., Übernachtungsplätze an Seen mit Lagerfeuermöglichkeit, Zwischenstopp für Essen aus der Kühlbox oder alternativ Einkauf ortsüblicher Leckereien, Besuch eines Imbiss/Lokals etc.) eingegangen ist und es keine festen Vorgaben gab.

Für die Mittagspause wurde erneut ein Biwakplatz an einem See angefahren (N 53°15´49“ E 16°02´49“)




Bemerkenswert war, dass neben den mit erheblichen Schlaglöchern verzierten Waldwegen streckenweise Reisebusse standen, welche Pilzsammler an die Orte der Begierde brachten.

Auch für die Nacht wurde ein Rastplatz mit Wasser und Lagerfeuermöglichkeit aufgesucht (N 53°05´32“ E 15°39´57“).



Reisetag 4. Witterung in Polen sonnig mit leichten Quellwolken, ab Grenze nach Deutschlang mistiger Nebel und ab HH zusätzlich noch Regen, gefahrene km 112 zzgl. Heimfahrt 491 km

Morgens wurde in aller Seelenruhe und ohne Terminzwang gefrühstückt und dann über Kostrzyn die Heimreise angetreten.

Sämtliche der Mitreisenden waren von der Schönheit Pommerns und der durchquerten Wälder begeistert. Die Begeisterung erstreckte sich auch auf die Reiseleitung, die sich nach meiner Einschätzung darum mühte die „besten“ Routen für uns zu finden. Nett war auch das Sympathiegefüge innerhalb aller Mitreisenden. Es gab keine „Ich bin schneller, toller, besser und überhaupt der Star“-Typen, die man am Liebsten von hinten sieht und bei denen man den Drang hat, an der nächsten Apotheke, um Oropax zu betteln.

Insofern ist meine Quintessenz recht simpel: Nette Leute und das Preis-/Leistungsverhältnis passte. Ich kann die „Indian-Summer-Tour“ bei Outdoor-Offroad uneingeschränkt empfehlen, muss allerdings anmerken, dass wir die ganze Zeit ein fantastisches spätsommerliches Wetter hatten. Bei Dauerregen hätte die Freude an der Reise vielleicht auch anders aussehen können.

Einer der mitreisenden Weltenbummler hat mir versichert, dass weitere Bilder in naher Zukunft hier zu finden sein werden:

http://picasaweb.google.de/freundschaft23


Es grüßt

Tom
 
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