Hallo Bandito, hallo Forums-Mitstreiter,
hab mal ein bisschen was zusammengeschrieben und sortiert.
Die Anleitung bastele ich gern auch als pdf - natürlich auch mit Bildern.
Vorher aber an dieser Stelle der Aufruf an alle erfahrenen Foriker gern noch zu korrigieren oder zu ergänzen.
Textlich wär das mein Vorschlag:
Anleitung Verschleiß-Diagnose und Austausch der Steckachsen (am Beispiel XJ, Pre-FL / MJ 1992, Dana 35)
I. Vorbemerkung / Messung / Daumengrößen
II. Arbeitsschritte (ohne Lager-, Simmerring-, Wechsel)
III. Mögliche Komplikationen
I. Vorbemerkung:
Der Austausch der Steckachsen geht einher mit dem Ölwechsel des hinteren Differenzials.
Also ggf. daran denken, genügend entsprechenden Öls und Friction Modifier parat zu haben.
Auch Dicht-Silikon und eine Klinge zum Reinigen der Dichtflächen muss bereit liegen.
Außerdem ist ein 1/4 Zoll-Vielzahnschlüssel (12 Zähne) erforderlich, um im Differenzial-Gehäuse den Arretierstift des Herzbolzens (auch "Kegelrad-Achse") zu lösen. Der Herzbolzen muss raus, damit man an die C-Clipse kommt, die im Diff-Käfig die Steckachsen festhalten.
Anlass des Wechsels der Steckachsen war, dass im aufgebockten Zustand die Achsen >2mm Axialspiel hatten, auf einer Seite sogar >4mm.
Das Axialspiel lässt sich gut und recht genau messen, indem man die Achse am Rad bis zum Anschlag herauszieht (Helfer bemühen) und mit der Schieblehre (Stiftseite) Innenkante Bremstrommel vs. Innenkante Ankerplatte misst. Der Helfer / die Helferin möge dann die Achse mit Rad beherzt Richtung Diff. hineinschieben, wiederum bis zum Anschlag.
Der Bediener der Schieblehre messe jetzt noch einmal. - Differenz = Axial-Spiel.
In Jeeper-Kreisen gilt ein Axialspiel bis ca. 2mm als normal, 3-4mm als grenzwertig.
Bei mehr als 4mm ist definitiv Gefahr im Verzug + dringend geboten, sich auf einem Austausch der Steckachsen einzurichten.
Ich hatte 4,3mm gemessen und nach Sichtprüfung des geöffneten Diffs war am inneren Ende der Steckachse nur noch knapp 2mm "Fleisch" zu sehen, das den C-Clip im hält und dafür sorgt, dass die Achse nicht samt Rad und Bremstrommel ungewollt eine unkontrollierte + übermäßige Spurverbreiterung hervorbringt. ;o)
II. Arbeitsschritte
(1) Das Fahrzeug (am Rahmen) anheben. - Gang raus / Hebelstellung N; Räder frei, Achse frei
(2) Das Rad abnehmen, die Bremstromme] abnehmen (ggf. Bremsbacken-Nachsteller lösen)
(3a) Differenzial-Gehäuse aufschrauben, Öl auffangen (s. auch Öl-/ Service-Anleitung von Micha).
(3b) Diff-Korb so drehen, dass der Arretier-Stift herausgeschraubt werden kann. - Dies dann auch tun + Herzbolzen herausziehen / schieben.
Fingerzeig! -> Sobald der Herzbolzen raus ist, darf der Diff-Korb NICHT mehr an den Steckachsen gedreht werden, sondern nur noch durch Drehen der Kardanwelle! - Ansonsten drehen sich die Diff-Zahnräder raus.
(3c) Steckachse nach innen schieben, C-Clip herausziehen / -drücken. - Jetzt kann die Steckachse vorsichtig nach außen aus dem Achsrohr gezogen werden. - Vorsichtig bedeutet v.a., dass der Simmerring an der Ankerplatte nicht beschädigt werden darf!
(4a) Achsrohr mit Putzlumpen und z.B. Schweißdraht von zähen Ölresten befreien. - Dabei dringend beachten, dass Simmerring sowie inneres und äußeres Achslager nicht beschädigt werden UND dass keine Ölreste an die Bremsen-Teile geraten.
(4b) Innenleben des Differenzials mit Bremsenreiniger fluten.
(4c) Achsrohr ebenfalls ausspülen; blitzblenk wird das allerdings nicht. - Hilfreich ist es, das Achsrohr auf der Arbeits-Seite etwas zu unterstützen (höher zu lagern), damit die Suppe in Richtung Diff herausläuft und nicht in Richtung Bremsen-Teile.
(5) Neue Steckachse (Vorarbeit: Radbolzen einzuschlagen!) vorsichtig ins Achsrohr einschieben, auf saubere Führung in den Achslagern achten.
(6) C-Clip aufstecken, Steckachse nach außen drücken, sodass der C-Clip im Zahnrad verschwindet.
(7) Herzbolzen wieder einsetzen, Käfig drehen, Arretierstift wieder einschrauben.
(8) Dichtflächen an Diff-Deckel und -Gehäuse vom alten Silikon befreien, reinigen, neu abdichten, verschrauben, mit Achs-Öl + ggf. Zusatz befüllen.
(9) Bremstrommel drauf, Rad drauf, FERTIG
III. Komplikationen, für die man sich evtl. auf Plan B einstellen sollte
- Arretierstift / Schraube gebrochen, schonmal mit falschem Werkzeug verhunzt.
- Herzbolzen am Loch für Arretierstift ausgeschlagen (oval)
- Neue C-Clipse zu dick, Herzbolzen passt nicht mehr (nur bei Erneuerung BEIDER Steckachsen möglich)
- Simmerring zu den Bremsenteilen undicht
- Inneres und / oder äußeres Achslager verschlissen / beschädigt, Einlauf-Spuren an den Laufflächen der Steckachse
Es gibt sicher noch weitere pot. Katastrophen, mir haben Nr. 1-3 gereicht; dank Willi von ORB und Schrauberei vor Ort waren die kleinen Herausforderungen aber schnell und pragmatisch gelöst, ein paar (tw. gebrauchte) Reserve-Teile waren auch verfügbar.
Disclaimer: Privat, ohne Gewähr, etc.
Viele gRüße und: Frohe Weihnacht, all together!
Dirk