Hurra - fast alles neu!
03.30 Uhr - der Wecker rappelt. Heute hat mein Jeep endlich seinen Werkstatttermin bei der Renegade-Station in der Röhn. Draußen ist's noch stockdunkel und der Regen trommelt an die Fenster. Ich packe meine sieben Sachen, unter anderem Schrauberklamotten und etwas Werkzeug. Einerseits für die 350 km Anfahrt von Dresden - so weit bin ich mit dem XJ noch nie am Stück gefahren, andererseits, um in der Werkstatt vielleicht etwas mit zu helfen.
04.10 Uhr - Autobahn, ich komme. Es gießt in Strömen, auf der Bahn ist nicht viel los, ich setze bei 110 km/h den Tempomaten und lasse mich von einem Hörbuch einlullen. Es rollt - keine Baustellen oder sonstigen Hindernisse.
08.30 Uhr - Ankunft in Gersfeld. Nach den letzten Landstraßenkilometern durch die Röhn - hatte ich schon erwähnt, dass es immer noch Bindfäden regnet? - erreiche ich zielsicher das Firmengelände. Freude! Überall Modelle des hinteren Alphabets: XJs, ZJs, YJs! Ein weiteres Staunen durchfährt mich, als ich das riesige Lager begutachten kann: Unzählige Achsen, Motoren und Tausende Schachteln mit Ersatzteilen - ein unschlagbarer Vorteil, wenn die Werkstatt gleichzeitig der Teilehändler ist. Da dauert die Ersatzteilbestellung gerade mal 20 Sekunden.
9.00 Uhr - mein Jeep befindet sich endlich in luftiger Höhe auf der Hebebühne. Routiniert öffnet der Mechaniker das vordere Differential und nimmt das Tragbild der Zähne ab. Dieses ist nicht so schlecht, wie die Geräusche anfangs vermuten ließen. Trotzdem sind ausgeleierte Lager und Zähne offenbar der Grund für die Geräusche. Ob sich die Achse reparieren lässt, hängt aber noch davon ab, ob die Lagersitze noch unbeschädigt sind. Haben sich die alten Lagerschalen schon mitgedreht, haben sie bereits Material abgetragen, sodass die neuen Schalen nicht mehr fest sitzen können. In dem Fall hilft nur eine neue Achse.
10.00 Uhr - inzwischen habe auch ich Schrauberbekleidung an und gehe mit zur Hand. Der erweiterte Blick des Mechanikers offenbarte natürlich weitere Schwachpunkte. 1. beim Fahrwerksumbau habe ich den Lenkungsdämpfer verkehrt herum eingebaut. 2. Die hinteren Traclock-Scheiben, welche ich Anfang des Jahres erst gewechselt habe, sind schon wieder abgenutzt. Offenbar ist die Qualität der Crown-Teile an dieser Stelle mehr als schlecht. Originale gehärtete Spicer Teile sind am Lager, sodass ich mich am hinteren Differential zu schaffen mache. Außerdem bietet das gleichzeitig die Möglichkeit, dieses gleich mit zu überprüfen. Beim Abnehmen der Bremstrommeln wird ein weiteres Problem sichtbar: die Mechanik der Bremsbacken muss dringend instandgesetzt werden. Ich habe also viel zu tun. Auch an den vorderen Bremsen gibt es ein Problem. Die Bremsbeläge haben an den Achsschenkeln erhebliche Einkerbungen hinterlassen, sodass diese ebenfalls mit ersetzt werden müssen - auch die beiden oberen Traggelenke sind hinüber. Komisch, das eine wurde doch erst im letzten Jahr erneuert? Renegade hat natürlich alle Teile da, die Traggelenke sind sogar nagelneue originale aus Chrysler-Achsen.
12.00 Uhr - Mittagspause. Es geht gut voran. Die alte Vorderachse ist weiterhin verwendbar, sodass wir ein nagelneues originales Differential samt Kegelrad einsetzen können. Es ist beeindruckend, wie routiniert der Mechaniker die Achse zerlegt, nachmisst und den Einbau vorbereitet. So etwas kann man nur, wenn man Achsen regelmäßig überholt. Kein Wunder, dass da viele Werkstätten - so auch meine zu Hause - kapitulieren.
13.00 Uhr - weiter geht's. Der Einbau des neuen Differentials geht gut voran - das Tragbild passt auf Anhieb und sieht aus wie im Lehrbuch. Das hintere Differential ist noch in Ordnung, hat jetzt die neuen Originaltraclock-Scheiben und wird etwas nachgestellt.
16.30 Uhr - Probefahrt! Hoffnungsvoll drehen wir eine Runde um die Werkstatt und siehe da: Geräuschfrei und fast wie ein Neuwagen schwebt mein Liebling regelrecht über die regennasse Straße. Eine überholte Achse, neue Achsschenkel und eine justierte Hinderachse - das hat sich gelohnt.
16.45 Uhr - Oje, oje, die Rechnung. Ein ganzer Tag Schrauben inklusive Ersatzteilen und Verbrauchsmaterialien summiert sich natürlich. Meine EC-Karte streikt beim Zahlvorgang - mein Konto hat sich erschrocken. Den Restbetrag muss ich irgendwie anders aufbringen ...
17.30 Uhr - die Rückfahrt. Nach nunmehr 392 km fahre ich endlich eine Tankstelle an - 12,8l /100 km bei sparsamer Fahrweise. Nun ja, könnte besser sein. Aber immerhin komme ich 100 km weiter als im Stadtverkehr und Kurzstreckenbetrieb zu Hause. Inzwischen regnet es auch nicht mehr.
21.00 Uhr - natürlich regnet's wieder. Die sächsische Landesgrenze erreichend, versuche ich mich mit Cola wachzuhalten - erfolglos. Nach einem heftigem Ruck am Lenkrad ziehe ich Konsequenz: Erst eine Kaffeepause an einer Raststätte weckt erneut meine Lebensgeister. Ich hasse dieses Getränk!
22.30 Uhr - daheim! Platt vom anstrengenden Tag parke ich vorm Haus und freue mich, dass sich der heutige Aufwand gelohnt hat.
Ende gut, alles gut.