[...]aber ich glaube wenn man sich das hoch rechnet und kosten nutzen Faktor betrachtet, reicht es wenn ich eine 1000WH Jackery mit Solarpanel oder ähnliches anschaffe.
Servus Robin,
wenn ich deine Zeilen lese, erinnert mich das ein bisschen an meine eigene Situation vor ca. 2 Jahren... JLU gekauft, (Offroad-)Reisen mit Dachzelt und Co. in Planung... machen wir uns mal Gedanken über die Stromversorgung von Kühlbox, Handy, Laptop und "Sonstiges"...
Seit dem habe ich Unmengen von YouTube-Videos gesehen, Blogs und Testberichte gelesen (und einiges selbst getestet) und "jeder" verspricht, dass eine Powerstation die ideale Stromversorgung beim Camping ist. Ja klar... wenn ich Camping verstehe, dass ich meine Kaffeemaschine, meinen Smoothy-Mixer, meinen Reisefön, etc. ins Auto schmeiße und auf einen Campingplatz fahre mag das stimmen... wenn ich länger autark stehen will "klatsche" ich halt noch Solar aufs Dach oder nehm' die Solartasche mit... und fertig...
Da ich eine Faible für Elektrik habe, habe ich mich seit dem ziemlich tief in die Materie gearbeitet und für mich festgestellt das Overlanding (incl. Offroad) für mich nur bedingt etwas mit Camping im klassischen Sinn zu tun hat und daher auch andere Anforderungen stellt.
Frage 1: wie viele 220V-Geräte habe ich überhaupt dabei und welche Leistung haben diese? Bei mir ist das (derzeit) einzig und allein ein 65W-USB-C-Netzteil, um MacBook Pro/IPad Pro/Thinkpad auch unterwegs laden zu können. Was bringen mir also 2/4 220V-Steckdosen und Wechselrichter-Leistungen von 1000W oder mehr? Mir persönlich überhaupt nichts...
Frage 2: wie viele 12V-Geräte habe ich an Bord und welchen Strombedarf haben diese? Du hast dich vielleicht gewundert, dass Julian und ich unsere Zeltheizungen abends per "Krokoklemmen" auf die Starterbatterie geklemmt haben obwohl wir beide (kleine - 40Ah) Powerboxen an Bord haben? Ganz einfach... am 12V-Ausgang der Powerboxen hängen unsere Kühlboxen und mehr als einen 12V-"Zigarettenanzünder-Anschluss" bietet keine der Powerboxen (Dometic mal ausgenommen, die hat dafür keinen 220V-Anschluss)
Zudem liefern die geregelten 12V-Anschlüsse der Powerboxen max. 10A. Die Dieselheizungen benötigen im Dauerbetrieb ca. 30W (auf höchster Stufe) = ca. 2,5A... solle also reichen (mit 12V-Verteiler auch zusammen mit der Kühlbox)? Leider nein, denn zum Starten (Glühstift) benötigen die Heizungen kurzfristig 13-14A, was die Überlastsicherungen aller von mir bisher getesteten Boxen zum Abschalten bringt. Sicher... wenn die Powerbox zusätzliche 12V 3A-Anschlüsse (5521) hat kann man sich das schon zurecht basteln. Wenn ich aber schon 1000 € und mehr ausgebe, will ich nicht mehr basteln... dann mache ich es lieber gleich selbst und bedarfsgerecht.
Die 12V-Dose im Kofferraum des JLU ist zwar bis 15A spezifiziert, aber "Dank" der Käbelchen die Jeep verbaut ist der Spannungseinbruch beim Starten der Heizung so groß dass die Heizung den Startvorgang wegen Unterspannung selbst abbricht...
Frage 3: wie will ich laden? Damit im direkten Zusammenhang steht für mich: "wollen wir fahren oder stehen?" Die Hersteller der Powerboxen versprechen Ladezeiten bei Solarladung ab 2 Stunden... Dafür muss man aber auch 400/600/800 Watt (je nach Größe der Powerbox) Solarpanels anschließen und diese auch noch optimal ausrichten.
Beispiel: auf mein AluCab würden bei Ausnutzung der gesamten Dachfläche ca. 400W Solarpanels passen. Da diese jedoch meistens nicht optimal ausgerichtet wären würden sie ihre volle Leistung nicht bringen. Wenn man noch berücksichtigt, dass ich nicht regelmäßig auf Dach klettern will um die Solarpanels zu putzen - womit eigentlich? Wasser ist begrenzt und wertvoll - kann ich im Besten Fall mit der halben Nennleistung der Panels rechnen. Die Kratzer von Buschwerk und Co. zeigen mir zudem, dass fest montierte Panels für mich nicht die beste Option sind (Bohrungen durch Zelt und Hardtop für die Montage mal außen vor).
Solartaschen in der Größenordnung will ich weder bezahlen noch (zusätzlich) im Auto verstauen.
Laden über 12V während der Fahrt? Bei kleineren Boxen (max. 500-600Wh) kein Problem... diese sind mit den max. 8A über einen Fahrtag (6-8 Stunden) Abends wieder (größtenteils) voll. Bei größeren Boxen ist das nicht zu erwarten. "Jackery" verspricht zwar für seine "Explorer 1000" eine AC-Ladedauer von 7 Stunden... wer etwas in die technischen Details einsteigt findet aber die Angabe 24V/7,5A (schöner Herstellertrick
). Am 12V Bordnetz des Wranglers ist also mal mindestens die doppelte Ladezeit zu veranschlagen, zudem ja auch die zwischenzeitliche Entnahme (Kühlbox + ???) zusätzlich berücksichtigt werden muss.
Wer mehr Strombedarf hat, kommt aus meiner Sicht daher nicht um eine Lösung mit Ladebooster herum.
Frage 4: Batterietechnik/Zellchemie? Alles Lithium, oder was? Im ganzen Hype um "Lithiumbatterien" vergessen viele auf die genauen technischen Daten zu schauen. Während bei den meisten Batteriesystemen zum Nachrüsten mittlerweile "LiFePo4" vorherrscht, sind in den allermeisten Powerboxen weiterhin "Li-Ion"-Akkus verbaut. Das muss nicht schlecht sein, aber zumindest bei der Lebensdauer (Ladezyklen) hat "LiFePo4" (3000-4000) doch einen deutlichen Vorsprung gegenüber "Li-Ion" (500-800). Ich würde heute nur noch "LiFePo4" einsetzen... die muss man aber im Bereich der "Consumer"-Powerboxen noch suchen (z.B. die aktuell vorgestellte Ecoflow Delta 2).
Wie sieht meine aktuelle Lösung aus:
Ich habe vor ca. 2 Jahren in einer "Baumarkt-Aktion" eine CrossTools Powerbox 500 recht günstig erstehen können (Li-Ion, 40Ah, 444Wh) und mir die dazu passende 120W-Solartasche zugelegt (pluginfestivals). Das zugehörige 90W-Netzteil hängt dauerhaft an der 220V-Steckdose des JLU, so dass während der Fahrt immer geladen wird (und es war ohne zusätzlichen Montageaufwand realisierbar). An der Box hängt meine Kühlbox (Laden/Entladen zeitgleich möglich) und am 220V-Anschluss (500W/700W max.) bei Bedarf mal mein Netzteil für den Laptop. Für Handy & Co. hat der JLU selbst genug Ladeanschlüsse während der Fahrt.
Wenn wir mal einen Tag irgendwo stehen bleiben, wird die Solartasche rausgestellt. Die Heizung wird bei Bedarf weiter auf die Starterbatterie geklemmt und für den Extremfall liegt ein Jumpstarter sowieso im Werkzeugfach. Einen Strommangel unterwegs haben wir so noch nicht festgestellt.
Wenn ich heute Aufrüsten wollte (oder meine Box das zeitliche segnet), wären meine Anforderungen:
- ca. 100-120 Ah (ca. 1.500 Wh)
-LiFePo4
-Ladebooster
-12V-Hochstromausgang zur Versorgung einer Stromverteilung im Fahrzeug
- MPPT-Solarregler
- 220V-Wechselrichter (1000W oder mehr)
Die einzige, mir bekannte Powerbox, die alle diese Anforderungen erfüllt, wäre die "Ective Accubox 120S". Damit ist man aber auch in der € 2.000,- Klasse. In der Leistung vergleichbare Einzelkomponenten wären ca. € 500,- günstiger, erfordern aber auch wieder entsprechenden Installationsaufwand und sind nicht (ohne Weiteres) mobil einsetzbar.
Insbesondere mit Blick auf die mögliche (Nach-)Ladung einer Powerbox während eines Fahrtages über das Bordnetz (ohne Ladebooster) würde ich mich nach wie vor für eine kleinere Powerbox der 500-600 Wh-Klasse entscheiden und das gesparte Geld (gegenüber einer 1.000 Wh-Powerbox) in eine passende Solartasche investieren.
Hups... das ist jetzt viel Text geworden - aber vielleicht hilft es bei deinen Überlegungen (oder Anderen). Jeder sollte dabei seine eigenen Anforderungen definieren und berücksichtigen. Aus meiner Sicht gibt es keine "allgemeingültige" Lösung.
Gruß
Todi