Metropolis schrieb:
Von wievielen Arbeitsplätzen ist die Rede? Das Statistik-Portal „Statista“ nennt für das Jahr 2016 808.000 Arbeitsplätze in der Automobilindustrie, die IG Metall geht von 880.000 Stellen
in der Produktion und in Zuliefererkreisen aus.
(...)
Jeder dieser Arbeitsplätze in der Automobilindustrie war und ist die Garantie für das Wohlergehen anderer Berufszweige und Bevölkerungsschichten.
Werden diese 800.000 Arbeitsplätze nun dezimiert oder geraten in Gefahr abgebaut zu werden, kann man sich leicht ausmalen, welche Auswirkungen das auf die nächste, wirtschaftlich abhängige Umgebung dieses Arbeitsplatzes haben wird.
Wenn man nun die deutsche Automobilindustrie „anschießt“, mag das verschiedene Gründe haben. Geht es denn vorrangig um globale Abgasprobleme? Das ist nur ein konstruierter Grund.
Das ist zweifelsohne eine enorme Menge an Arbeitsplätzen, somit ein besonders großer Faktor in der Volkswirtschaft, besonders aber auch eine enorme Menge an potentiellen Wählern. Wer sich einmal die gängigen Fertigungsstätten angesehen hat und die Ansiedelungen der Zulieferer in der unmittelbaren und näheren Umgebung betrachtet hat, kann einen kleinen Eindruck erhalten, welch enormer Rattenschwanz an diesem "einen" Produkt noch hintendran hängt. Geht der Autobauer in die Insolvenz, gehen Hotels Pleite, Restaurants haben kein Gäste mehr, der Einzelhandel hat enorme Einbußen, Grundstückspreis gehen den Bach runter, der Metallbauer erhält keine Auftrage mehr aus dem Werk, die "werkseigene" Postfiliale wird geschlossen; die Liste ist schier endlos.
Selbstverständlich geht es bei den Autokonzernen (und nicht nur dort) auch um Kultur-, Sport- und sonstige Förderung(en). Selbstredend auch Parteispenden. In allen Bereichen nicht ohne geringe Einflußnahme.
Die Schwierigkeit, und das zeigt sich gerade mal wieder, wird sein, die wirtschaftlichen, politischen, juristischen aber eben auch und nicht zuletzt die moralischen Interessen auseinander zu halten. Denn ohne diese Förderung ist der Spielbetrieb in Theatern oft nicht mehr aufrecht zu erhalten. Sportvereine können ohne Förderung ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen. Stadtfeste finden nicht mehr statt, da die Finanzierung nicht gewährleistet ist.
Aus nachvollziehbaren Gründen schießt man sich aktuell auf eben diese Hersteller ein. Auch große Zulieferer wie z.B. Bosch stehen auf der Liste der Verdächtigen. Diese Konzerne malten sich die "Zielscheibe" jedoch selber auf die Stirn. Dass die Munition jetzt vom Schaustoffball zur "scharfen" Variante wechselte, ist nur verständlich. Getroffen wird jedoch, mal wieder, der "kleine Mann". Also derjenige, welcher vor geraumer Zeit voller Stolz sein sauer verdientes Geld auf den Tisch des Autohauses legte. Denn sein Fahrzeug ist auf einmal deutlich weniger Wert als er dachte und die üblichen Tabellen hergeben. In Zukunft kann er ein solches Fahrzeug vielleicht nur noch in der Rubrik "nur für den Export" verkaufen. Ob es jemals wieder den theoretischen Wert erlangen wird, ist eine akademische Diskussion.
Sollten sich die Amis mit ihrer Forderung nach einem "Zwangsrückkauf" durchsetzen, dürften die Preise noch weiter in den Keller gehen. Hängen sich die Deutschen oder gar die EU-Kommission auch noch dran, könnte der Preis ungeahnte Niederungen erfahren.
Wie man es dreht und wendet, der Verlierer ist letztendlich der "kleine Mann". Geht die deutsche Automobilwirtschaft baden, stehen hunderttausende Familien vor dem Ruin. Ob die übrig gebliebenen Steuerzahler genügend Abgaben aufbringen können, um diese Kosten zu deckeln, ist zu bezweifeln.
Geht es für die Automobilwirtschaft glimpflich aus, was nicht zuletzt Dank politischer Rückendeckung anzunehmen ist, hat trotzdem der "kleine Mann" das Problem. Sein Auto ist deutlich weniger wert (zumindest wenn es ein Diesel ist), es wird noch mehr gespart, es wird noch mehr Outsourcing betrieben. Die Liste dürfte enorm lang werden. Ich will jetzt nicht noch auf den Managergehältern rumreiten, die sind ein ganz anderes Buch.
Tatsache ist doch, die Konzerne haben beschissen. Den moralischen Aspekt will ich jetzt gar nicht beleuchtet. Doch jetzt ist es an der Zeit, dass die Konzerne ihren Betrug wieder aus der Welt schaffen. Offen. Ehrlich. Nachhaltig.
Nicht mit halbseidenen Versprechungen.
Nicht mit den
nächsten Betrügereien.
Nicht mit Hinhaltetaktik. Sondern mit Tugenden, für die dieses Land einmal in der ganzen Welt bekannt und berühmt war: planen, organisieren, anpacken, schaffen.
Es ist eine beschissene Situation. Jeder weiß, wer "der Böse" ist, doch eine einfache Lösung, die alle zufrieden stellt, wird es nicht geben. Nicht in diesem Leben.
Gut´s Nächtle !